Kardiometabolische Erkrankungen wie Diabetes-Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das metabolische Syndrom sind weltweit die führenden Ursachen für Mortalität und Morbidität. Die Funktionale Medizin bietet hier einen innovativen Ansatz, der nicht nur Symptome behandelt, sondern die zugrunde liegenden Ursachen erforscht und ganzheitliche Lösungen entwickelt. Dieser Text beleuchtet die Bedeutung der kardiometabolischen Gesundheit aus Sicht der Funktionalen Medizin, unterstreicht deren Prinzipien und zeigt evidenzbasierte Strategien zur Prävention und Therapie auf.
Die Funktionale Medizin betrachtet den Körper als vernetztes System im Functional Medicine Matrix. Im Kontext kardiometabolischer Erkrankungen bedeutet dies:
- Individualisierung: Jeder Patient hat ein einzigartiges Biomarkerprofil, genetische Prädispositionen und Umweltfaktoren, die berücksichtigt werden müssen.
- Wurzel Ursache bestimmen: Statt isoliert Blutzucker oder Cholesterin zu senken, werden Ursachen wie Insulinresistenz, chronische Entzündungen oder mitochondriale Dysfunktion identifiziert.
- Ganzheitliche Interventionen: Kombination aus Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und Mikronährstoffen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts.
Pathophysiologie kardiometabolischer Erkrankungen
Kardiometabolische Störungen entstehen durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
Insulinresistenz
Die Insulinresistenz spielt eine entscheidende Rolle für die kardiometabolische Gesundheit, da sie mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, metabolischem Syndrom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wird. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der kardiometabolische Index (CMI)- eine Kennzahl, die das Verhältnis von Triglyceriden zu HDL-Cholesterin und das Verhältnis von Taille zu Körpergröße kombiniert - helfen kann, das Risiko von Insulinresistenz, Prädiabetes und Diabetes zu bewerten.
Chronische Entzündungen
Gemäß der aktuellen Forschung stellen Low-grade-Entzündungen, die anhand von hs-CRP, Homocystein und anderen Entzündungsmarkern gemessen werden, einen entscheidenden Faktor für die Entwicklung von Atherosklerose dar. Sie entstehen durch oxidative Stressoren wie Umweltgifte, schlechte Ernährung oder Darmdysbiose
Mitochondriale Dysfunktion
Gestörte Energieproduktion in Mitochondrien führt zur Ansammlung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die Zellmembranen und DNA
schädigen. Dies trägt zur Entstehung von Herzinsuffizienz bei. Siehe auch hier
Diagnostische Ansätze in der Funktionalen Medizin
Die Funktionale Medizin nutzt erweiterte Labortests, um frühe Anzeichen von Dysbalancen zu erkennen:
- Erweitertes Lipidprofil: Lipoprotein(a), Apolipoprotein B und LDL-Partikelgröße geben Aufschluss über das kardiovaskuläre Risiko, das herkömmliche Cholesterinwerte oft unterschätzen
- Glukose- und Insulindynamik: HOMA-IR-Index und kontinuierliche Glukosemessung (CGM) identifizieren subklinische Insulinresistenz.
- Mikrobiomanalyse: Dysbiosen im Darm korrelieren mit erhöhten TMAO-Werten, die Atherosklerose fördern.
- Hormonelle Assessments: Cortisol- und Schilddrüsenhormonprofile decken Stressbelastungen und metabolische Blockaden auf.
Therapeutische Strategien
Richtige Ernährung
- Mediterrane und DASH-Diät: Reich an Ballaststoffen, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren reduzieren Entzündungen und verbessern die Insulinsensitivität.
- Low-Carb- und ketogene Ansätze sowie Intervallfasten sind effektiv für die Prävention und Umkehr von Diabetes Typ 2, da sie die mitochondriale Flexibilität steigern.
Bewegung als Schlüsselintervention
Kombination aus regelmässigem Ausdauer- und Krafttraining vermehrt die Mitochondrien und verbessert ihre Funktion. Dies ist Schlüssel zur Verbesserung der kardiometabolischen Gesundheit.
Stressreduktion und Schlafhygiene
Chronischer Stress aktiviert die HPA-Achse, erhöht Cortisol und fördert viszerale Fetteinlagerungen. Das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen steigt damit erheblich an. Mindfulness-basierte Techniken und Schlafoptimierung (7–9 Stunden/Nacht) senken nachweislich Blutdruck und Entzündungsmarker.
Mikronährstoffe
- Omega-3-Fettsäuren: Reduzieren Triglyceride und verbessern die Endothelfunktion, Magnesium und Vitamin D: Beheben häufige Defizite, die mit Insulinresistenz assoziiert sind.
Fazit
Die Funktionale Medizin revolutioniert die Behandlung kardiometabolischer Erkrankungen, indem sie Ursachen erforscht, individuelle Biomarker nutzt und ganzheitliche Lebensstilinterventionen fördert. Durch die Integration von Ernährung, Bewegung und Stressmanagement bietet sie nachhaltige Lösungen, die über die reine Symptomkontrolle hinausgehen. Angesichts der globalen Zunahme metabolischer Störungen ist dieser Ansatz nicht nur innovativ, sondern dringend notwendig, um die Gesundheitskrise des 21. Jahrhunderts zu bewältigen.
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