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Stille Entzündungen: Die unsichtbare Gefahr für die Gesundheit
Stille Entzündungen, auch als chronische Low-Grade-Entzündungen bezeichnet, sind ein Phänomen, das in der modernen Medizin zunehmend Beachtung findet. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die durch Symptome wie Rötung, Schwellung oder Schmerz erkennbar sind, verlaufen stille Entzündungen symptomarm und oft unbemerkt. Dennoch bergen sie ein erhebliches Gesundheitsrisiko, da sie langfristig mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Alzheimer und Krebs in Verbindung gebracht werden.
Das Immunsystem im Normalfall: Balance zwischen Schutz und Toleranz
Das Immunsystem besteht aus zwei Hauptkomponenten:
· Angeborenes Immunsystem
· Erworbenes Immunsystem
Im gesunden Zustand bleibt das Immunsystem in einer homöostatischen Balance:
Stille Entzündungen: Chronische Aktivierung des Immunsystems
Bei stillen Entzündungen ist diese Balance gestört. Das Immunsystem bleibt dauerhaft aktiviert, obwohl keine akute Bedrohung vorliegt. Dies geschieht durch:
Alternde Immunzellen (z. B. seneszente T-Zellen) setzen entzündungsfördernde Substanzen frei, ein Phänomen, das als Inflammaging bezeichnet wird. Dies trägt zu altersbedingten Entzündungskrankheiten bei.
Folgen der chronischen Immunaktivierung
Die dauerhafte Freisetzung von Entzündungsmediatoren führt zu einer systemischen Schädigung:
· Gewebeschäden und Organfunktionsstörungen durch Oxidativen Stress: Entzündungszytokine erhöhen die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die DNA, Proteine und Lipide schädigen.
· Mitochondriale Dysfunktion: Chronische Entzündungen stören die Energieproduktion in Mitochondrien, was Zellstress verstärkt.
· Insulinresistenz und metabolisches Syndrom
· Autoimmunreaktionen
· Neuroinflammation
Lebensstil gegen stillen Entzündungen
Ernährung
Mehr davon:
· Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren
· Fetter Fisch (Lachs, Makrele, Sardinen):
· Leinsamen, Walnüsse, Chiasamen:
· Antioxidantienreiches Obst und Gemüse, Beeren, Grünes Blattgemüse, Kreuzblütler (Brokkoli, Rosenkohl):
· Gewürze und Kräuter: Kurkuma, Ingwer, Knoblauch
· Ballaststoffe (Vollkorn, Hülsenfrüchte) und fermentierte Lebensmittel
· Gesunde Fette: Olivenöl, Avocados
Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren supplementieren
Vermeiden
· Industriell verarbeitete Lebensmittel, Raffinierter Zucker, Alkohol
· Umweltgifte meiden, Biologische Nahrungsmittel
Bewegung
Regelmäßige moderate Bewegung (150 Min./Woche) reduziert CRP. Besonders Ausdauertraining und Kraftsport aktivieren antiinflammatorische Myokine.
Stressmanagement
Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), Yoga und ausreichend Schlaf (7–9 Stunden) senken Cortisol und Entzündungsmarker.
Schlaf optimieren
Chronisch schlechter Schlaf führt zur Müdigkeit und stillen Entzündungen.
Gesundheitliche Folgen
Stille
Entzündungen sind ein gemeinsamer Nenner zahlreicher Zivilisationskrankheiten:
Diagnostik
Da stille Entzündungen klinisch unauffällig sind, erfolgt die Diagnose über Biomarker. Allerdings können
normale Blutwerte eine stille Entzündung nicht vollständig ausschließen, weshalb auch klinische Risikofaktoren (z. B. Bauchfett) berücksichtigt werden müssen.
Fazit
Stille Entzündungen sind eine unterschätzte Gefahr, die durch moderne Lebensgewohnheiten begünstigt wird. Durch frühzeitige Prävention – insbesondere Ernährung, Bewegung und Stressabbau – lässt
sich das Risiko jedoch deutlich reduzieren. Weitere Forschung ist nötig, um gezieltere Therapien zu entwickeln und die Früherkennung zu verbessern.
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Bücher
Der stille Feind in meinem Körper: Wie chronische Entzündungen uns krank machen und was wir dagegen tun können, K. Krüger, 2017
Die Anti-Entzündungs-Strategie: Wie Sie gesund 100 Jahre alt werden, P. Nieman, 2019
Verborgene Ursache: Stille Entzündungen und wie sie erfolgreich gestoppt werden. S. Nesterenko, 2023
Die Anti-Entzündungs-Diät: In 28 Tagen Entzündungen eindämmen, das Immunsystem stärken und fit werden, M. Kreutzer, A. Larsen, 2017