Einführung in die Integrale Funktionelle Medizin

Übersetzung und Ergänzungen: dergesundheitscoach

 

Die Schulmedizin: ein veraltetes klinisches Modell

Trotz bemerkenswerter Fortschritte bei der Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten und Verletzungen ist das Akutmodell der Schulmedizin bei der Behandlung und Vorbeugung chronischer Erkrankungen nicht wirksam.

Der Haupttreiber für chronische Krankheiten ist die Interaktion zwischen Genen, Aktivitäten des täglichen Lebens (Lebensstil) und der Umwelt.

 Die Einführung eines neuen Betriebssystems für die Medizin des 21. Jahrhunderts erfordert Folgendes:

1.     Erkennen und Validieren von geeigneten und erfolgreichen klinischen Modellen

2.     Neugestaltung der klinischen Praxis für die Beurteilung, Behandlung und Prävention chronischer Erkrankungen

3. Gerechte Rückerstattung für die Lebensstilmedizin und Ausweitung der Präventionsstrategien unter Anerkennung der Tatsache, dass die größten Gesundheitsgefahren sich aus unserem Lebensstil, Ernährung und Bewegung ergeben.

Warum Itegrative Funktionelle Medizin

Das Problem kann nicht durch Medikamente und chirurgische Eingriffe gelöst werden, auch wenn diese Hilfsmittel beim Umgang mit akuten Symptomen hilfreich sein können. Es kann auch nicht gelöst werden durch Hinzufügung von alternativen Methoden wie Phyto-Medizin und Akupunktur, weil dadurch das Modell trotzdem unverändert bleibt.

Das kostspielige Rätsel chronischer Krankheiten kann nur gelöst werden, wenn wir uns von der Symptom-Unterdrückung abwenden, um ihre zugrunde liegenden Wurzel-Ursachen anzugehen. Das Problem kann gelöst werden, wenn die Medizin das Wissen um die Funktion des menschlichen Körpers mit der individualisierten, patientenorientierten, wissenschaftsbasierten Pflege kombiniert. Denn die Ursachen komplexer, chronischer Krankheiten haben ihren Ursprung in Lebensstil-Entscheidungen und in Umwelt- und genetischen Einflüssen.

 Lange herrschte die Meinung, dass wir durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms fast alle Fragen beantworten könnten, welche die Ursprünge der Krankheit betreffen. Wir haben jedoch gelernt, dass die Humanbiologie weitaus komplexer ist.

Tatsächlich ist der Mensch für die meisten Krankheiten nicht genetisch fest verdrahtet. Stattdessen wird sein genetischer Ausdruck von einer Vielzahl Faktoren verändert:

·    Umwelt

 ·   Lebensstil

 ·   Ernährung

 ·   Bewegung

 ·   psychologische, soziale und spirituelle Faktoren

 ·   Stress

Die Integrative Funktionelle Medizin (IFM) fragt, wie und warum Krankheiten auftreten und stellt die Gesundheit wieder her, indem die individuellen Ursachen angegangen werden.

Die chronische Erkrankung ist die Folge von der abnehmenden Funktion von einem oder mehreren Systemen des Körpers. Die IFM hilft Ärzten bei der Identifizierung von Funktionsstörungen in der Physiologie und Biochemie des menschlichen Körpers, um die Gesundheit der Patienten zu verbessern. Funktionelle Medizin wird oft als klinische Anwendung der Systembiologie beschrieben.

 Um die Gesundheit wiederherzustellen, müssen die spezifischen Funktionsstörungen, die zum Krankheitszustand geführt haben, wieder rückgängig gemacht werden. Jeder Patient repräsentiert ein einzigartiges und komplexes Netzwerk verschiedener Umwelt- und Lebensstil-Einflüssen. Die Resultante dieser Einflüsse entscheidet über den Ausbruch der Krankheit oder die Aufrechterhaltung der Gesundheit.

 Um die mit diesem Ansatz verbundene Komplexität zu bewältigen, hat die IFM praktische Modelle erstellt, die durch Beschaffung und Auswertung klinischer Informationen zu individualisierten, patientenorientierten, wissenschaftsbasierten Therapien führen.

Elemente der funktionellen Medizin

 Die funktionelle Medizin gründet auf sechs Kernfundamenten:

 Gen-Umwelt-Interaktion

Die Funktionelle Medizin basiert auf dem Verständnis der Stoffwechselprozesse jedes Individuums auf zellulärer Ebene. Wenn wir wissen, wie die Gene und die Umgebung einer Person interagieren, können wir gezielte Interventionen erarbeiten, um destruktiven Körper-Prozessen Einhalt zu gebieten (z.B. bei Entzündungen und Oxidation).

Upstream-Signalmodulation

 Die Interventionen der funktionalen Medizin zielen darauf ab, biochemische Wege „Upstream" (stromaufwärts) zu beeinflussen, um die Überproduktion schädlicher Endprodukte zu verhindern, anstatt ihre Auswirkungen zu blockieren. Die Funktionelle Medizin versucht bei der Bekämpfung von Entzündungen durch Hochregulierung die Entstehung der Entzündungsmediatoren zu verhindern, anstatt mit Medikamenten den letzten Schritt ihrer Produktion zu blockieren.

Eine Vielzahl von Interventionen

 Der Ansatz der Funktionellen Medizin nutzt eine Vielzahl von Interventionen, um eine optimale Gesundheit zu erreichen:

  • Diät / Ernährung
  • Bewegung
  • Stressbewältigung / Entspannung
  • Phyto-Vitalstoffe / Vitalstoff-Nahrungsergänzungen
  • Diverse natürliche Therapien

All diese Interventionen sind auf den individuellen Verursacher, Auslöser und Mediatoren der Krankheiten oder Funktionsstörung bei jedem einzelnen Patienten begründet (siehe Matrix Graphik).

Den Patienten im Kontext verstehen

 Für ein besseres Verständnis des Patienten, verwendet die Funktionelle Medizin einen strukturierten Prozess, um wichtige Lebensereignisse in seiner Geschichte zu bewerten. Die IFM-Tools ("Timeline" und "Matrix") sind für diesen Prozess von wesentlicher Bedeutung. Diese Herangehensweise gewährleistet, dass der Patient angehört wird, schafft die therapeutische Beziehung, erweitert die therapeutischen Möglichkeiten und verbessert die Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt.

Systembiologie-basierter Ansatz

Die Funktionelle Medizin verwendet die Systembiologie, um zu verstehen, wie Ungleichgewichte in bestimmten biologischen Systemen sich in anderen Körperteilen auswirken. Es ist kein Organ-Systeme basierender Ansatz, sondern er adressiert zentrale physiologische Prozesse, welche die anatomischen Grenzen überschreiten. Dies sind:

  • Aufnahme von Nährstoffen
  • Zelluläre Abwehr und Reparatur
  • Strukturelle Integrität
  • Zelluläre Kommunikations- und Transportmechanismen
  • Energieproduktion
  • Biotransformation

 Die „Functional Medicine Matrix“ (siehe unten) ist das Schlüsselwerkzeug des Arztes, um diese Netzwerkeffekte zu verstehen.

Massgeschneidert für jeden Patienten

Praktizierende der FM arbeiten mit dem Patienten zusammen, um einen angemessenen Behandlungsplan zur Korrektur, Balance und Optimierung der zugrunde liegenden geistigen und körperlichen Probleme zu entwickeln. Die detaillierte und personalisierte Gesundheitsgeschichte des Patienten wird zusammen eruiert. Ebenso wird er in den darauffolgenden Prozess der Erkundung für die Ursachen seiner Gesundheitsprobleme involviert. Patient und Arzt arbeiten zusammen, um den diagnostischen Prozess zu bestimmen, erreichbare Gesundheitsziele festzulegen und um einen geeigneten therapeutischen Ansatz zu entwerfen.

Functional Medicine Matrix

Die FM stellt die Symptome und üblichen Krankheitsverläufe eines Patienten innovativ dar, um das Verständnis und die Anwendung der therapeutischen Massnahmen bei Praktizierenden zu unterstützen. Sieben biologische Systeme werden in die Functional Medicine Matrix integriert:

In dieser Matrix sind die wichtigsten physiologischen Ungleichgewichte integriert, die zur klinischen Manifestation einer Krankheit führen.

 

1. Assimilation: Verdauung, Absorption, Mikrobiom, Atmung

 

2. Verteidigung und Reparatur: Immunsystem, Entzündungen, Infektionen, Mikrobiom

 

3. Energie: Energieregulierung, Mitochondrien-Funktion

 

4. Biotransformation und Ausscheidung: Toxizität, Entgiftung

 

5. Transport: kardiovaskuläre und lymphatische Systeme

 

6. Kommunikation: Hormone, Neurotransmitter, Immun-Botenstoffe

 

7. Strukturelle Integrität: subzelluläre Membranen für die Integrität des Bewegungsapparates

 

Durch dieses System wird ersichtlich, dass:

-       eine Krankheit (Zustand) von verschiedenen Ungleichgewichten verursacht werden kann

-       ein Ungleichgewicht die Wurzelursache von verschiedenen Krankheiten (Zuständen) sein kann.

 

Die Funktionelle Medizin hat für den Therapeuten ein System entwickelt um den Ablauf der Therapie durch folgende Schritte zu optimieren:

  1. Information sammeln
  2. Information organisieren
  3. Patient informieren
  4. Priorisieren (Schrittfolge festlegen)
  5. Behandlung beginnen
  6. Resultate verfolgen

Dabei werden folgende Werkzeuge gebraucht:

- Die Geschichte (Timeline) verbindet wichtige Elemente des Lebens mit dem Erscheinen der Krankheitssymptome

- Patienten-Matrix. Damit werden die gesundheitlichen Probleme des Patienten analysiert, um die Wurzel-Ursachen zu finden (Matrix oben)

Bei jedem Patienten werden folgende Schritte durchgeführt:

1.     Ermittlung der Verursacher, Auslöser und Mediatoren der Krankheit oder der Funktionsstörung.

2.     Ermittlung der Faktoren im Lebensstil und in der Umgebung des Patienten, welche die Gesundheit oder Krankheit beeinflussen.

3.     Zusammenstellung aller über einen Patienten gesammelten Daten. Diese werden auf der Matrix in die entsprechenden biologischen Systeme eingetragen, in denen die Funktionsstörungen entstehen.

4.     Integration aller dieser Informationen, um ein umfassendes Bild der Ursachen für die Probleme des Patienten zu erhalten. Durch kritische Analyse herausfinden, wie eingegriffen werden soll, um den Krankheitsprozess umzukehren und die Gesundheit zu verbessern.

 

Der Behandlungsplan für die IFM kann eine oder mehrere Therapien umfassen. Zum Beispiel:

-       viele verschiedene diätetische Interventionen (z. B. Eliminationsdiät, Diät mit hoher Phytonährstoffdiversität, Diät mit niedriger glykämischer Belastung)

-       Nahrungsergänzungen (z. B. Vitamine, Mineralstoffe, essentielle Fettsäuren, Pflanzenstoffe)

-       Lebensstilveränderungen, z.B.:

o   Verbesserung des Schlafes

o   Steigerung der körperlichen Aktivität

o   Verringerung von Stress durch das Erlernen von Stressbewältigungstechniken

o   Aufhören von Rauchen und Trinken

 

 

Die Ernährung ist für die Praxis der Funktionellen Medizin so wichtig, dass die Funktionelle Medizin einen Schwerpunkt auf die funktionelle Ernährung setzt.

Der Heil-Praktiker bindet den Patienten in einer partnerschaftlichen Beziehung ein, respektiert die Rolle und das Wissen des Patienten und ermuntert ihn, für sich selbst zu sorgen. Er stellt sicher, dass der Patient lernt, die Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen und die empfohlenen Interventionen zu übernehmen. Das Wissen um die Änderungsbereitschaft eines Patienten einzuschätzen und dann das Notwendige bereitzustellen (Beratung, Schulung und Unterstützung) ist ebenso wichtig, wie die Bestellung der richtigen Labortests und die Verschreibung der richtigen Therapien.

 

Literatur

Jeffrey S. Bland: The Disease Delusion: Conquering the Causes of Chronic Illness for a Healthier, Longer, and Happier Life, 2014   

David Rakel MD, (Herausgeber) : Integrative Medicine, 2022

Alex Vasquez: Textbook of Clinical Nutrition and Functional Medicine, vol. 1 and 2, 2016;

 

Links

The Institute of Functional Medicine www.ifm.org

Functional Medicine University, www.functionalmedicineuniversity.com

 

Weiterlesen über die Elemente der Funtional Medicine

Ernährungsmedizin

Liebe

Stress

Bewegung

Beziehungen

Schlaf